Transitionen

Coaching
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Transitionen

Im vergangenen Jahr gab es für mich als Mutter eine Situation, die mich beschäftigt hat…
Mein damals 18jähriger Sohn absolvierte nach der Schule für ein paar Monate ein Praktikum in Peru. Über Weihnachten habe ich ihn besucht, ein paar aufregende Tage in der Metropole verbracht, die Sommertage im Winter genossen, neue kulinarische Köstlichkeiten entdeckt. Aufgrund der damaligen politischen Situation konnte er uns nicht am Flughafen verabschieden, sondern wir frühstückten noch zusammen in einem Café und sagten dann auf Wiedersehen. Er drehte sich um, steckte sich seine Kopfhörer in die Ohren und ging unbekümmert zurück zu seinem Apartment. Ich werde diesen Moment nie vergessen. Es war nicht die reine Sorge oder der Stolz auf sein Kind. Die Tatsache, dass er sich in dieser Stadt, die mir fremd und ein bisschen unheimlich war, weil ich mich nicht zu 100% sicher fühlte, so selbstverständlich und sicher bewegte, zeigte mir, dass er und ich erstmalig in zwei komplett unterschiedlichen Welten unterwegs waren. Er war in einer neuen Lebensphase.
Und klar, das ganze Leben besteht aus Übergängen von einer Phase in die nächste – nicht nur unsere eigenen beeinflussen uns, sondern die Transitionen derer, die uns nahe stehen ebenfalls. So kann der Wechsel meines Kindes in die Arbeitswelt und in die eigene Wohnung, die Pflegebedürftigkeit meines Vaters, der Eintritt meines Mannes in den Ruhestand, nicht nur die jeweilige Person, sondern auch mich stark beeinflussen. Selbst freudige Ereignisse, wie die Geburt eines Kindes oder eine Beförderung, natürlich auch Trennung, Verlust oder Krankheit und vieles mehr können Menschen vor eine große Herausforderung stellen, die im schlechtesten Fall in eine Lebenskrise führt.
Die eigene innere Widerstandskraft zu stärken, bevor ich in eine Krise gerate, kann mir helfen.
Ich kann mich in Akzeptanz der jeweiligen Situation und in Optimismus üben. Ich kann Beziehungen stärken, die unterstützend für mich sein können, mir meine Selbstwirksamkeit vor Augen rufen, an einer Ziel- und lösungsorientierten Haltung arbeiten und achtsam mit mir selbst umgehen.
Wie der Ansatz der Salutogenese, die sich im Gegensatz zur Pathogenese – Ursachenerfassung von Krankheiten – damit beschäftigt, wie Gesundheit aufrechterhalten und gefördert werden kann, hilft mir die Stärkung meiner Resilienz, zukünftigen krisenhaften Herausforderungen gut zu begegnen, stabil zu bleiben und im besten Fall sogar gestärkt aus einer Krise herauszugehen.
Mein Sohn ist wieder zurück aus Südamerika. Natürlich – und zum Glück – verändert, erwachsener, selbständiger; unsere Beziehung zueinander hat sich ebenfalls verändert und weiterentwickelt. Der Eintritt in seine nächste Lebensphase wird nicht lange auf sich warten lassen. Der in meine auch nicht…wie spannend!
„Lasst euch nicht beirren von Übergängen!“, schrieb Rilke. Nicht beirren lassen, das stimmt, aber sich damit beschäftigen, sich darauf vorbereiten und wappnen davor, ihnen mutig und zuversichtlich begegnen, das kann durchaus sinnvoll sein!

Tags:

Resilienz,Salutogenese,Transition

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