Zuversicht

Coaching, Kommunikation, Reflexion, Resilienz
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Zuversicht

Es war einer dieser Montagmorgen, verregnet, grau, also einer von denen, an denen der Kaffee nicht gegen das Gefühl hilft, dass alles irgendwie zu viel ist.

Ich stand mit leerem Kopf am Wochenanfang, mit Tagen voller Termine, Unklarheiten und unangenehmen Gesprächen. Und ich weiß noch, wie ich dachte: Wenn es jetzt einfach mal kurz ganz einfach und still sein könnte…

In dieser Stille kam ein anderer Gedanke: „Und wenn es doch gut wird?“ Kein großes Mantra, kein optimistisches Fanfarensignal. Nur ein leiser, fast schüchterner Gedanke, der sich zwischen Sorgen und To-dos schob. Und genau dieser Gedanke – das war Zuversicht.

Was ist Zuversicht?

Zuversicht verlangt nicht, dass wir die Welt schönreden. Sie fordert keine rosa Brille, sondern eher ein klares, ruhiges Blickfeld. Zuversicht ist das, was bleibt, wenn der Lärm aufhört – ein leises Vertrauen darauf, dass wir mit dem, was kommt, umgehen können.

Psychologisch betrachtet ist Zuversicht eng verbunden mit Selbstwirksamkeit und Resilienz. Sie speist sich aus Erfahrungen, aus einem inneren Gefühl von „Ich habe schon anderes geschafft. Und ich bin noch da.“

Zuversicht ist systemisch

Im systemischen Coaching sprechen wir oft vom „Reframing“, also dem bewussten Perspektivwechsel. Zuversicht ist vielleicht das eleganteste Reframing überhaupt: Sie betrachtet die gleiche Welt wie der Pessimismus – aber sie gibt ihr ein anderes Drehbuch. Nicht naiv, sondern ermöglichend.

Ein Konflikt kann Eskalation bedeuten – oder eine Chance auf neue Klarheit. Eine Krise kann lähmen – oder Bewegung in festgefahrene Muster bringen. Zuversicht sieht Optionen, wo Angst nur Auswege sieht.

Zuversicht behauptet nicht, dass alles nach Plan laufen wird. Im Gegenteil: Sie akzeptiert die Unsicherheit – und entscheidet sich dennoch für ein „Ja“ zur Zukunft. Das ist radikal – gerade in einer Zeit, in der viele sich lieber auf Worst-Case-Szenarien vorbereiten, um Enttäuschungen zu vermeiden.

Und man kann sie stärken

Zuversicht lässt sich üben; so wie ein innerer Muskel:

  • Durch bewusste Reflexion: Was habe ich schon gemeistert, das ich mir vorher nicht zugetraut habe?
  • Durch Verbindung: Gespräche, die nicht nur Probleme wälzen, sondern auch Ressourcen würdigen.
  • Durch Innehalten: Denn manchmal ist es die Pause zwischen zwei Atemzügen, in der Zuversicht sich zeigt.

 

Ein Plädoyer für das Trotzdem

Ich glaube: Zuversicht ist kein Gefühl. Es ist eine Haltung. Eine Entscheidung. Manchmal gegen die Faktenlage, aber immer für die Möglichkeit.

Und vielleicht beginnt sie genau da – an einem Montagmorgen, mit zu viel auf dem Plan und einem Satz, der sich fast von selbst sagt:

„Vielleicht wird es gut. Vielleicht wird es sogar besser als gedacht.“

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Reflexion,Resilienz,systemisches Coaching,Zuversicht

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